Eine kleine Hilfe für den Neuntöter

von Thomas Grimmelt, 27. Juli 2020

Eine kleine Hilfe für den Neuntöter

In den vergangenen 3 Wochen konnte ich beobachten, wie ein Neuntöter auf einer im vergangenen Jahr aufgeforsteten 2 ha großen Grünlandfläche emsig nach Futter für seine Jungen suchte. Insekten waren zwar ausreichend vorhanden, jedoch gestaltete sich die Futtersuche für den Neuntöter schwieriger als gedacht. Jede Ansitzwarte die er anflog, bog sich entweder im Wind oder unter seinem Gewicht. 

Keine gute Ausgangsposition, um in Ruhe Ausschau nach Futter zu halten.

Und so wurde schnell ein kleiner Ansitzstock aufgestellt, auf dem auch mal ein Rabenvogel, ein Turmfalke oder Mäusebussard aufbocken kann. Bereits nach 2 Tagen war die neu geschaffene Ansitzwarte gut angenommen, wie die Vielzahl von kleinen Hinterlassenschaften zeigte.

Nun hieß es nur noch, ein Foto von diesem schönen und scheuen Vogel zu machen und ich begab mich  früh morgens in ein provisorich errichtetes Ansitzversteck. Lange ließ der Neuntöter nicht auf sich warten und flog die neu geschaffene Ansitzwarte an.

 

Doch lange blieb er nicht ungestört und ein Jungvogel aus diesem Jahr gesellte sich dazu. Hiervon  war der Altvogel aber gar nicht angetan und versuchte, das Junge durch Flügelschlagen und lautes Gezeter zu verscheuchen. Jedoch ohne Erfolg.

Das Gegenteil war eher der Fall, angelockt durch das Gezeter, kam auch der zweite Jungvogel angeflogen und bettelte den Altvogel um Futter an.

Da obsiegte dann der Instinkt des Altvogels und er begab sich auf Futtersuche für seine Jungen.

Hierbei konnte ich Folgendes beobachten: Während er Heuschrecken und Laufkäfer den Jungen sofort übergab, strich er sämtliche erbeuteten Hummeln erst am Ast aus, bevor er sie an einen der beiden Jungvögel übergab.

Ein Verhalten, das ich so noch nicht gesehen hatte. 

Wahrscheinlich drückt er dadurch die Giftdrüsen der Hummeln aus.

 

© Text und Fotos: Thomas Grimmelt

 

 

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6 Antworten zu Eine kleine Hilfe für den Neuntöter

  1. Katrin Peper sagt:

    Hallo Thomas,
    was für eine Geduld man doch braucht, um eine so schöne Geschichte zu dokumentieren. Einfach fabelhaft!

  2. Hans-Eckhard Buschmeier sagt:

    Hallo Thomas,
    ich bin gegeistert und beeindruckt von dieser tollen Fotoserie und den anschaulichen Kommentierungen, zumal Du mit dem Neuntöter (Rotrückenwürger) einen in unserer Region leider nur noch selten anzutreffenden Vogel mit Deiner Kamera festgehalten hast. Der Dank vieler Naturfreundinnen und -freunde ist Dir sicher.

  3. Thomas Grimmelt sagt:

    Danke für eure positiven Kommentare!

    Nachdem ich mit einigen Kollegen gesprochen habe, vermute ich, dass der Neuntöter durch dieses Streichen der Insekten über den Ast die Giftdrüsen von stechenden Insekten ausdrückt.

    Ich denke, dass macht auch Sinn, da jeder Stich im Hals- und Hachenbereich ansonsten schlimme Folgen haben könnte.

  4. Bruno Bolli sagt:

    Geduld zahlt sich aus …
    Wunderschön festgehalten!
    Deine Aufnahmen sind eine Augenweide.

  5. Tegeler, Gerhard sagt:

    Zauberhafte Bilder und eine bewegende, lehrreiche Geschichte!

  6. Karsten Niehues sagt:

    Hallo Thomas,
    tolle Bilder und eine tolle Geschichte. Da ich hier bei uns sonst noch keine Neuntöter beobachten konnte, freue ich mich über diese Entdeckung. Vielleicht habe ich ja auch mal so ein Glück und erwische diese gefiederten Gesellen.

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