von Norbert Hofmann, 27. März 2018
Um im Folgenden Manches zu verstehen, muss man wissen, dass ich Lehrer bin. Bio-Lehrer. Meine Ausbildung war auf neudeutsch „old-fashioned“. Hatte also mit gaaaanz viel Naturkunde zu tun. Und war begründet in dem Wunsch, mehr über Tiere und Pflanzen zu lernen.
Wenn ich hier über „meine Schüler“ schreibe, dann sind es die Jungen und Mädchen, denen ich heute bei meiner Arbeit an einer Realschule begegne. Also nicht zwingend nur Kinder, die bei mir regelmäßig Unterricht haben.
Nun – um zum Thema zu kommen. Halte ich „meinen“ Schülern ein Vogelpräparat – einen ausgestopften Vogel – vor die Nasen, die einmal nicht auf ein Handy gerichtet sind, dann erhalte ich meistens ein Schulterzucken. Was das ist? Keine Ahnung.
Antworten kann ich eher erwarten, wenn das Präparat schwarz ist. Dann ist es ein Rabe. Selbst eine Amsel wird so als „Odins Vogel“ geadelt. Vielleicht sollte ich besser schreiben „gerabelt“!!!
So ist es an mir, ein wenig Licht ins Dunkel oder gar ins „rabenschwarz“ zu bringen. Bei uns in Lippe gibt es fünf schwarze Vögel. Der, den alle (fast) täglich sehen, ist der kleinste von allen – die männliche Amsel oder Schwarzdrossel, die biologisch wenig mit den Raben zu tun hat. Eine Drossel wie Wacholderdrossel, Sing- und Misteldrossel halt.
Der seltenste in dem Reigen ist der (Kolk-) Rabe selbst.
Über Jahre gejagt und mit Fallen verfolgt, ist er selten, aber erfreulicherweise nimmt sein Bestand zu. Dennoch ist er insbesondere im städtischen Umfeld meiner Schüler so selten, dass ich bei „Rabenbeobachtungen“ eher einen Blick auf drei andere schwarze Vögel unterstelle.
Als erstes tippe ich auf eine Aaskrähe. Wie bitte? Kennt hier niemand? Na gut.
Aaskrähe ist der Oberbegriff für zwei genetisch sehr eng verwandte Rabenvögel (keine Raben!!!). Die eine Unterart (biologische: Rasse) ist die Nebelkrähe, die hier bei uns nicht vorkommt und einen grau gefiederten Körper hat. Bei uns kommt die gleich große Rabenkrähe vor. Sie sieht (fast) aus wie ein Rabe, ist aber gut ein Drittel kleiner. Man trifft sie überall. In Städten, in Zoos, auf Mülldeponien und auf Feldern. Ach ja – und auf Schulhöfen, wo sie über zurückgebliebene Pausenbrote herfällt.
Sehr ähnlich sieht die etwa gleich große Saatkrähe aus. Schwarz! Ihr herausragendes Merkmal ist bei erwachsenen Tieren der „grindige“ Schnabel. Das bedeutet, dass am „nackten“ Schnabelgrund (Anfang) keine Federn vorhanden sind. Saatkrähen brüten im Gegensatz zu Rabenkrähen in Kolonien und sind auch während der Brutzeit in Trupps unterwegs.
Der dritte schwarze Rabenvogel ist die Dohle. Die kleinste Art in der Gemeinschaft der schwarzen Rabenvögel. Wie die Rabenkrähe ist die Dohle dem Menschen in die Siedlungen und Städte gefolgt. Den Felsenbrüter Dohle entdecken wir jedoch nicht in einem Baumbestand, sondern in den Felsen der Menschen. Alte Burgen, Kirchtürme, Sendemasten und Hochhäuser sind ihr Domizil. Und das Futterangebot der Menschen nutzt sie genauso geschickt wie die Rabenkrähe. In Parks, Zoos und Schulhöfen ist die Dohle präsent, um ihren Anteil am menschlichen Abfall abzuholen.
© Text und Fotos: Norbert Hofmann
Danke Norbert! Das ist wunderschön mundgerecht aufgearbeitet.
Wenn du Lust hast, bitte auch mal eine Übersicht über die heimischen Greifvögel.
Gruß, Marc
Ein sehr interessanter und lehrreicher Artikel, danke dafür
Klasse! und sehr schön geschrieben.